Die Coronavirus-Pandemie bringt weltweit Gesundheitssysteme an ihre Grenzen. Wir versuchen, die Ausbreitung des Virus nach unseren Möglichkeiten einzudämmen, und helfen schon jetzt in mehr als 40 Ländern Menschen im Kampf gegen Covid-19. Wir beraten Behörden, errichten Gesundheitszentren und unterstützen besonders bedürftige Gruppen wie Obdachlose, alte Menschen und Geflüchtete. Hier finden Sie einen aktuellen Überblick unserer Aktivitäten:
Deutschland | Wir evaluieren, ob und wie unsere Unterstützung in der Coronavirus-Pandemie auch in Deutschland hilfreich wäre. Aus unserer Perspektive ist das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich robust, sodass die Frage einer operativen Tätigkeit in Deutschland der eingehenden Prüfung bedarf. Momentan beraten wir Vereine, Organisationen und Wohlfahrtsverbände sowie Vertreter*innen staatlicher Institutionen und Träger, die mit Obdachlosen, Geflüchteten, Menschen ohne Papiere, Menschen ohne Krankenversicherung oder andere Menschen in ähnlich prekären Situationen arbeiten. Anfragen können Sie an die E-Mailadresse COVID19-response(at)berlin.msf.org richten. Medizinische Einzelfallhilfe, Sprechstunden am Telefon sowie Behandlung oder medizinische Beratung von Einzelpersonen können wir leider nicht leisten. Wenden Sie sich in diesen Fällen an Ihre*n Hausärztin oder die nächste Klinik.
Belgien | Mit mehr als 100 Kolleg*innen leisten wir hier einen unserer größten Einsätze gegen das Coronavirus. Wir unterstützen u.a. mehr als 150 Pflegeheime und besonders schutzbedürftige Gruppen wie Obdachlose und Migrant*innen ohne Papiere. In Mons und Antwerpen sind unsere Teams in Krankenhäusern im Einsatz. Wir beraten auch Krankenhäuser und Nachsorgezentren, um deren Aufnahmekapazitäten zu erhöhen. Mobile Teams besuchen Altenpflegeheime in Brüssel, Flandern und Wallonien, leisten dort psychologische Unterstützung für das Personal und helfen bei der Ermittlung von Infizierten, um Covid-19-Patient*innen zu isolieren.
Frankreich | Wir betreuen mobile Kliniken und unterstützen Coronavirus-Tests für Obdachlose und Migrant*innen in Paris und der Ile de France. Zudem leisten wir medizinische Hilfe in einem Covid-19-Zentrum für Obdachlose und Migrant*innen südlich von Paris und in einem Krankenhaus in Crétail. Das Krankenhaus von Reims haben wir mit aufblasbaren Zelten beliefert, um die Bettenkapazität zu erhöhen.
Griechenland | Im Lager auf Samos unterstützen wir bei der Isolierung unkomplizierter Fälle. Wir evaluieren, welche Hilfe von den Krankenhäusern benötigt wird. In Lesbos haben wir einen Notfallplan für das Lager Moria entwickelt, dessen Evakuierung wir gefordert haben. Neben dem Schutz unseres medizinischen Personals haben wir auch die Versorgung mit sauberem Wasser und sanitären Anlagen ausgebaut.
Italien | Rund 25 unserer Mitarbeiter*innen unterstützen in der Lombardei u.a. drei Krankenhäuser sowie Hausärzt*innen und ambulante Pflegedienste bei der Eindämmung der Pandemie. In der Region Marken haben wir mit Aktivitäten begonnen. Wir unterstützen ein Netzwerk von Pflegeheimen in mehreren Städten, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. 40 unserer Mitarbeiter*innen sind momentan in Italien im Einsatz gegen Covid-19.
Niederlande | Wir bieten psychologische Schulungen für medizinisches Personal im Covid-19-Einsatz an. Zudem haben wir Projekte gestartet, um den Gesundheitszustand von Obdachlosen zu überprüfen.
Norwegen | Die Unterstützung für ein besonders stark belastetes Krankenhaus bei der Infektionsvorbeugung und -kontrolle haben wir erfolgreich beendet.
Portugal: Unsere Teams unterstützen Pflegeheime, indem sie die Behörden und das Management dabei unterstützen, Personal zu schulen und Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle einzuführen.
Schweiz | Das Genfer Universitätsklinikum (HUG) unterstützen wir mit fachlichem Know-how. Unter der Koordination des HUG haben wir ein mobiles medizinisches Einsatzteam zusammengestellt, um Menschen mit Covid-19 zu Hause zu versorgen, die die Kriterien für die Krankenhauseinweisung nicht erfüllen. Wir beraten Sozialarbeiter*innen zu Infektionsschutzmaßnahmen und unterstützen besonders gefährdete Gruppen wie Obdachlose und Migrant*innen. Auch in Lausanne unterstützen wir bei der Infektionskontrolle und Gesundheitsberatung.
Spanien | In den vergangenen vier Wochen haben wir rund hundert Pflegeheime für ältere Menschen umfassend beraten und bei der Infektionsprävention aktiv geholfen. Zudem treten wir für eine palliative Versorgung von Covid-19-Erkrankten ein, die nach medizinischem Ermessen keine Überlebenschancen haben. Unsere Aktivitäten konzentrieren sich auf Madrid und Katalonien, aber wir unterstützen auch Kliniken im Norden und Süden des Landes.
Ukraine | Wir haben ein Aufklärungsprogramm zur Eindämmung des Coronavirus gestartet und bieten psychologische Telefonberatung an.
Als humanitäre medizinische Organisation setzt sich Ärzte ohne Grenzen für eine qualitativ hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung in den Ländern ein, in denen das Überleben von Erwachsenen und Kindern gefährdet ist.
Die medizinischen Projekte weltweit unterscheiden sich zwar, abhängig von der Ausgangslage und dem Bedarf der Patientinnen und Patienten, folgen aber einigen Leitlinien, die sich über die Jahre entwickelt und als dynamisches Gerüst erwiesen haben:
- Ärzte ohne Grenzen wird aktiv, wenn das nationale Gesundheitssystem nicht mehr willig oder in der Lage ist, den Betroffenen zu helfen. Dies ist meist der Fall bei bewaffneten Konflikten sowie den Folgen von Flucht und Vertreibung, bei Epidemien und Naturkatastrophen.
- Da das Überleben der Menschen oberste Priorität für uns hat, stehen lebensrettende Aktivitäten im Mittelpunkt. Die medizinische Behandlung hat eindeutig Vorrang vor der Prävention. Gleichwohl gehört Vorbeugung, wo immer möglich, zu unseren Aktivitäten.
- Ärzte ohne Grenzen verfolgt in erster Linie einen patientenzentrierten, integrierten Behandlungsansatz, d. h. wir bieten den Patienten für ihre diversen Krankheiten in der Regel mehrere fachärztliche Therapien in unseren Programmen an. Wenn allerdings in einer Region eine bestimmte Krankheit epidemische Ausmaße annimmt, starten wir auch krankheitsorientierte Behandlungsprojekte.
- Je nach Bedarf leisten wir Basismedizin oder chirurgische Hilfe, bekämpfen Epidemien, führen Impfkampagnen durch, betreiben Ernährungszentren für Mangelernährte, konzentrieren uns auf die Mutter-Kind-Versorgung, bieten psychologische Hilfe an oder bilden lokale Mitarbeiter fort. Zudem behandeln wir Infektionskrankheiten wie HIV/Aids, Tuberkulose oder Kala-Azar.
- Es gibt Situationen, in denen wir schwerkranken Menschen leider nicht zu einer Heilung verhelfen können. Um ihr Leiden zu lindern, bieten wir Palliativpflege an.
- Obwohl Ärzte ohne Grenzen vorrangig medizinisch arbeitet, verteilen wir auch Hilfsgüter und Nahrungsmittel oder bauen Latrinen. Allerdings nur, wenn weder der betroffene Staat noch Akteure der Vereinten Nationen (UN) oder andere Hilfsorganisationen diese Hilfe anbieten.
Überlebenshilfe für Tausende Menschen erfordert, ihnen möglichst umgehend Zugang zu Hilfe zu garantieren. Der Dezentralisierung unserer Hilfsangebote kommt dabei besondere Bedeutung zu, um den Zugang für die Betroffenen zu maximieren. - Steht das Leben Tausender Menschen auf dem Spiel, muss die Hilfe möglichst effizient sein. Im Verlauf der vergangenen vier Jahrzehnte hat Ärzte ohne Grenzen viele medizinische Abläufe standardisiert und zahlreiche Handbücher veröffentlicht, die regelmäßig aktualisiert werden.
Ergänzt werden diese Richtlinien durch eine einzigartige Logistik, die auf langjährigen Erfahrungen in der humanitären Hilfe beruht. Heute gibt es 150 Kits für verschiedene Krisensituationen (wie z.B. in der Katastrophenhilfe). Diese Materialkästen stehen jederzeit abrufbereit und vom Zoll abgefertigt in großen Logistikzentren in Bordeaux, Brüssel und Nairobi.
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